Bye Bye Social Media

Bye Bye Insta! Warum ich Social Media verlassen habe

Inhaltsverzeichnis

Kleiner Service-Hinweis:

Das ist mehr Essay als Blogartikel ☺️ also schnapp dir ne Tasse Tee und mach’s dir gemütlich.

Weg von Instagram: so kam’s zur Entscheidung

Mannomann, war das ein langer Prozess 😅 Meine Entscheidung, Social Media zu verlassen, war nämlich keine Hauruck-Entscheidung. Schließlich hängt ein Teil meines Lebensunterhalts daran.

Doch bevor ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich Instagram privat nur gelegentlich genutzt. Und auch nur, um Plus-Size-Creator*innen zu folgen, weil ich meine Sehgewohnheiten ändern wollte, was Körperformen betrifft.

Für mein Business bin ich von Anfang an mit Instagram nicht warm geworden. Doch weil dir jeder Business-Coach sagt, dass du uNbeDiNGt Instagram brauchst, habe ich es halt gemacht. Nur gestört hat mich immer irgendetwas, ohne dass ich es fassen konnte.

Pausen

Von Anfang an habe ich regelmäßig Instagram-Pausen gemacht. Im Urlaub habe ich die App auch immer sofort gelöscht. Und danach fiel es mir immer super schwer, wieder zurückzukehren. Der Unterschied mit und ohne Social Media war einfach groß.

Ende 2023 habe ich dann einen größeren Auftrag erhalten, der bedeutete, dass meine Kapazitäten für meine Arbeit bei der Reicher Leben Akademie für zwei Monate eingeschränkt werden würden. Für mich war gleich klar: Instagram, der ewige Zeitfresser, fliegt raus.

Mitte Januar habe ich bemerkt: “Moment mal, wieso geht es mir eigentlich so gut? Und wo ist die übliche Winterdepression?” Mit jedem Tag, der verstrich, wuchs mein innerer Widerstand, den rosa schimmernden Button wieder auf meinem Startbildschirm zu haben. Gleichzeitig wurde die leise Frage wach: “Geht’s eigentlich auch ohne?”

Kopfsache

Ich hatte das Glück, gerade mit einer Life Coachin zusammenzuarbeiten. Mit ihr sprach ich sehr ausführlich über das Thema. Doch die Entscheidung fiel schwer. In meinem Kopf war verankert, dass Online-Business ohne Instagram nicht möglich ist. Es hat einige Zeit und Gespräche mit Partner, Freundinnen, Kolleginnen und auch Kund*innen gebraucht, bis ich die Entscheidung treffen konnte.

Letztendlich hat folgende Erkenntnis den Ausschlag gegeben: wenn es etwas in meinem Leben gibt, das mich mich täglich so schlecht über mich selbst fühlen lässt, dann ist es kein Geld der Welt wert, dass ich das weiterhin zulasse.

Außerdem: wie kann ich mit meinen Kund*innen im Balanced Money Mentoring darauf hinarbeiten, dass sie ein bewusstes und sich treues Leben führen, wenn ich es selbst zulasse, dass etwas ein Alghorithmus so große Macht über mich hat?

Meine Gründe für den Instagram-Ausstieg

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich ist Social Media immer so ein Grundrauschen, über das es mir super schwer fällt, mich selbst zu hören. Zwischen Dauerwerbung, Kaufdruck, Vergleich mit anderen und der ewigen Suche nach Anerkennung bin ich mir irgendwie verloren gegangen. Ich hatte das Gefühl, gar nicht mehr ausmachen zu können, was eigentlich meine persönlichen, individuellen Wünsche sind und was mir einfach nur von Social Media eingetrichtert wurde.

“Alle haben, nur ich nicht”

Ich fühlte mich dauerhaft schlecht. Nie war ich genug. Ich tat nicht genug für mein Business, hatte nicht genug Umsatz, nicht die richtigen Strategien, nicht das richtige Branding, nicht den richtigen Coach. Ich war nicht gut genug darin, mich zu verkaufen, meine Angebote zu launchen und eine Community aufzubauen. Was sicherlich daran lag, dass ich nicht hübsch und dünn genug bin. Von intelligent ganz zu schweigen. Und offensichtlich war meine Wohnung auch nicht fancy genug eingerichtet und man sah mich nicht oft genug auf Interkontinental-Reisen. Nicht. Genug.

Kennst du das?

Ich muss zugeben, ich dachte immer “sowas passiert mir nicht”. Ich meine, wir kennen die Studien zu Social Media und seine Auswirkungen ja. “Aber ich bin doch eigentlich recht selbstsicher, studiert und immerhin habe ich schöne Haare.”

Doch da stand ich und fühlte mich schlecht, weil “alle anderen” es besser machten. Die eine Kollegin brachte ein besser konzipiertes Angebot heraus. Die andere war schon auf der 4. Workation dieses Jahr. Alle machten mehr, alle hatten mehr. Bei mir hingegen: Langeweile. Wer will das schon sehen?

Ich sah immer nur die anderen. Nie mich selbst. Social Media lässt dich eine neue Realität schaffen. Eine, in der du immer hinten dran hängst.

Ich muss zugeben, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich dieses selbstzerstörerische Denken mit Social Media in Verbindung gebracht habe. Erst nach ein paar Wochen ohne Instagram merkte ich, wie ich sicherer wurde und Entscheidungen nach meinem inneren Kompass treffen konnte. Und nicht danach, was irgendein Coach gerade als den neuesten Sh*t auf Instagram anpreist.

Please love me. Pleeeaaaase.

Es ist mir fast peinlich zuzugeben: aber wenn nicht sofort nach Upload jemand meine Stories oder meine Posts geliked hat, war ich enttäuscht. Das konnte schon mal meinen ganzen Tag versauen. Wie hypnotisiert überprüfte ich konstant die Herzchen.

Wenn man das mal mit ein wenig Abstand betrachtet, merkt man erst einmal, wie absolut lächerlich das ist. Aber bist du mittendrin, ist es ein Sog. Und ein Sucht nach Anerkennung. Das Schlimme: Likes von fremden Menschen auf einer anonymisierten Plattform bekommen plötzlich ein größeres Gewicht als ein nettes Kompliment einer Freundin.

So will ich nicht sein.

Hamsterrad.

Es ist ja nicht so, dass es mit ein bisschen Stories und Posts hochladen auf Instagram gut ist. Um relevant zu bleiben, musst du konstant nachladen, kommentieren, beantworten, liken. Es ist ein Spiel ohne Gewinner und einen Rennen ohne Ziel. Sonntagmorgen auf der Couch schnell ne Story machen? Im Urlaub posten? Ja bitte.

Instagram war der größte Zeitfresser und Energieräuber in meinem Business. Selbst mit viel Übung und Strategie war ich immer ausgelaugt.

Ich weiß, es gelingt einigen, bessere Grenzen zu setzen. Aber mir eben nicht. Ich war viel zu sehr getrieben davon, endlich gemocht und erfolgreich zu werden. Ich verbrachte mehr Zeit damit, einen Algorithmus zufriedenzustellen, als meine Kund*innen zu betreuen. Dabei hatte ich mich ganz bestimmt nicht selbstständig gemacht, um Marketingspezialistin zu werden. Sondern um Menschen zu helfen, durch ihre Finanzen ein bewusstes und achtsames Leben zu führen.

Immer schön verletzlich sein.

Weißt du, was auf Instagram am besten funktioniert (neben nackter Haut)? Wenn du dich verletzlich zeigt. Reels, in denen eine Frau in die Kamera weint, gehen regelmäßig viral.

Verletzlichkeit wird kommerzialisiert. Wir wollen alle raw emotions. Das Wahre, das Unverstellte. Am besten, wenn jemand am Tiefpunkt ist. Oh boi, was hätte ich Material für Tränen-Videos gehabt. Aber jetzt mal ehrlich: warum sollte ich meine verletzlichsten Momente derart preisgeben? Wer kommt denn bitte auf die Idee, im Moment größter Verzweiflung die Kamera zu zücken? Oder sind die Videos etwas gar nicht echt??? Was???

Vor allem Frauen wird gesagt, dass sie am besten alle Höhen und Tiefen auf Social Media darstellen. Das schaffe Verbindung. Aber um welchen Preis, frage ich mich? Warum sollte ich das ausschlachten, nur damit irgendein Hans-Jörg dann unter dem Reel kommentiert, dass ich dicke Brüste habe?

Nein, danke. Ich bin gerne verletzlich, mit meinen Freund*innen, im vertrauten Kreis. Oder in den Mentoring-Sessions mit meinen Kund*innen. Aber nicht, um Reichweite zu generieren und pseudo-Verständnis abzusahnen.

Und super authentisch.

Ich habe mir immer Mühe gegeben, so authentisch wie möglich meinen Arbeitsalltag und mein Leben allgemein zu dokumentieren. Ich habe versucht, mich nicht zu verstellen.

Aber ein Foto oder ein Video, das du für Instagram schießt, wird niemals vollkommen authentisch sein. Du wirst immer die Kamera in einem günstigeren Winkel halten, den Teller noch kurz anders hindrehen oder die Tasse Kaffe noch schnell in die Sonne halten.

Das mag vielleicht kleinlich erscheinen. Aber eigentlich heißt es, dass du dich und dein Leben immer irgendwie ein wenig zurechtrückst. Authentizität ist ein Lüge.

Ich meine damit nicht einmal, dass alles Fake ist. Es gibt tolle Creator*innen, die einen bunten und weitgehend unverstellten Alltag zeigen. Aber es ist immer irgendwie…zurechtgerückt.

Insta-Husband/-Sister/-Girlfriend/usw.

Privat ist nie Feierabend. Wie oft musste Flo noch kurz warten, bevor er den schönen Sushi-Teller zerstören durfte? Wie oft musste er 4x mit mir anstoßen, bis der Bommerang passte? “Halt das mal noch ein bisschen höher”. “Kannst du mich bitte mal in einem günstigeren Augenblick fotografieren?!”.

Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem verschwimmen komplett. Plötzlich ist es selbstverständlich, ein Selfie mit meiner Schwester vor dem Weihnachtsbaum im Schlafanzug zu posten. Oder das Treffen mit meinen Tübinger Studien-Mädels zu dokumentieren. Das Privateste wird öffentlich. Und ja, ich hatte keine große Reichweite. Und trotzdem wurden viele ehrliche, schöne, emotionale und auch traurige Momente herausgerissen und plakatiert. Das Internet vergisst nicht.

Ich möchte nicht, dass ich schöne Momente unterbrechen muss, um davon ein Foto zu machen. Oder seitdem man Reels produzieren muss, ständig Videos zu machen. “Im echten Leben” würde ich niemals Videos machen. Ich will nicht konstant mitdenken müssen, ob sich das jetzt für Instagram verwerten lässt. Denn dann bin ich immer mit den Gedanken woanders und nicht da, wo ich eigentlich sein will. Nämlich im Jetzt.

Und ich möchte auch nicht, dass Flo eine Beziehung führt, in der er seine Partnerin drei Mal fragen muss, was sie zum Trinken will, weil sie schon wieder zu sehr versunken ist und nichts mitbekommt.

Machen wir uns nichts vor: Instagram beeinflusst unsere Beziehungen und wie präsent wir in ihnen sind. Für mich ist das etwas, was ich nicht länger tragen kann.

Overload.

Es ist einfach zu viel. Ich kann das nicht alles verarbeiten, was mir da ausgespielt wird. Innerhalb einer Minute soll ich mich mit zwei Kriegen, den neusten hirnrissigen Aussagen von Friedrich Merz, Modetrends, Petitionen, dem Hund meiner Freundin, der neuen Membership einer Kollegin und den 10 besten Spar-Tipps beschäftigen. Und dann wird mir noch ein schlechtes Gewissen gemacht, weil ich noch nicht an die Hungersnot im Jemen gedacht habe.

Okay, das ist jetzt meine Bubble. Aber ich kann das nicht. Ich kann nicht so viele Informationen aufnehmen und verarbeiten. Mich beschäftigt das. Videos von hungernden Kindern, die ohne Vorwarnung in meiner Story erscheinen, verfolgen mich in den Schlaf. Clips vom 7. Oktober 2023, die blutverschmierte, misshandelte Mädchen auf Jeeps zeigen, vergesse ich nie.

Ich will damit nicht sagen, dass ich mich damit nicht beschäftigen will. Im Gegenteil. Ich bin immer sehr gut informiert. Aber es macht etwas mit dir, wenn du konstant und ohne Vorwarnung Gewaltbildern ausgesetzt bist. Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass das auch eine Form von Gewalt ist, finde das Interview dazu aber leider nicht mehr.

Ich denke da immer wieder an die Worte von Glennon Doyle: “Wir sind eigentlich dafür gemacht, die Neuigkeiten eines Dorfes zu verarbeiten. Aber heute müssen wir die News der ganzen Welt verarbeiten”.

Es muss auch nicht gleich so extrem sein. Und ja, ich kann kuratieren, wem ich folge und was ich sehe. Aber ich habe einfach nur für mich gemerkt, dass es mir besser geht, wenn ich nicht eine solche Flut an Informationen verarbeiten muss.

Es ist nicht alles schlecht: was mir an Social Media fehlen wird

Ich möchte nicht nur anti sein. Social Media hat mir schon oft die Augen geöffnet. Ich habe viel gelernt: Bei Plus-Size-Creator*innen habe ich gelernt, dass mein Körper schön ist. Ich habe gelernt, dass ich nicht alleine bin mit meinen Problemchen und Problemen.

Bei Aktivist*innen habe ich gelernt, was es heißt, sich zu engagieren und laut zu sein. Ich habe Termine für Demos erfahren und Petitionen unterschrieben.

Instagram ist für politischen Aktivismus und vor allem für Minderheiten eine super wichtige Plattform, um auf Diskriminierung aufmerksam zu machen. Diesen Wert sehe ich absolut.

Genauso wird mir der direkte Kontakt zu euch fehlen. Mal schnell ne DM schreiben, ein kurzes “geht mir auch so” oder “Nelly, meine Finanzen machen mich gerade wahnsinnig”. Geht jetzt nach wie vor, einfach per EMail. Aber es ist anders. Vielleicht mit etwas mehr Hemmschwelle.

Also ja, es wird mir etwas fehlen. Aber ich weiß, dass ich so viel gewinne.

Online-Business ohne Instagram: so soll’s weitergehen

Ich möchte weiterhin meine Gedanken und natürlich vor allem meine Tipps rund um Geld und bewussten Konsum teilen. Mein neues Motto: Qualität vor Quantität. Anstatt belanglosen Insta-Quatsch gibt es jetzt jede Woche 1-2 gut recherchierte Newsletter (anstatt wie bisher nur einen).

Inhaltlich wird sich nichts ändern: ich werde weiterhin meine Meinung rund um Kapitalismus und Patriarchat kundtun und Parallelen zu deinen persönlichen Finanzen ziehen. Ich werde meine Gedanken zu aktuellen Ereignissen, Trends und Hypes teilen. Und du bekommst wie gewohnt hilfreiche Tipps zu deinen Finanzen.

Anstatt ewig in die Kamera quatschen, werde ich das tun, was ich wirklich gut kann und gerne mache: Blogartikel wie diesen schreiben. Da hast du als Leser*in auch mehr davon. Denn dann geht es auch für dich nicht im allgemeinen Rauschen unter.

Das ist mein erster Schritt dahin, wieder mehr auf mich, meine Stärken und Wünsche zu hören. Wo will ich hin? Was ist mir wichtig? Im Business und privat.

Schließlich sind das auch genau die Fragen, die ich meinen Kund*innen im Mentoring stelle. Ein bewusstes Leben in Einklang mit deinen Werten schaffen, das ist mein Ziel für sie – und für mich. Instagram zu löschen fühlt sich da einfach nur richtig an.

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Fazit: Ich mach das jetzt einfach

Ganz ehrlich? Ich hab richtig Schiss. Business ohne Instagram, geht das überhaupt? Ich werde die Antwort für mich einfach finden müssen. Zum Glück habe ich so tolle Vorbilder wie Alexandra Polunin gefunden.

Ja, es ist riskant. Aber ich riskiere lieber das, als weiterhin meine mentale Gesundheit.

Das Schöne an der Selbstständigkeit: nichts ist für immer. Ich kann es jederzeit ändern. Habe ich in nem halben Jahr wieder Bock drauf, mache ich es einfach. Denke ich irgendwann, jetzt hätte ich einen besseren Weg, um mit dem Druck umzugehen, werde ich ihn ausprobieren.

Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass du mich auf dieser Reise begleitest (und diesen ewig langen Artikel bis zum Ende gelesen hast 😅)!

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Hey, ich bin Nelly

Faule Millenial, wütende Feministin, leidenschaftliche Kuchenbäckerin, im Herzen französische Italienerin – und deine Money Mentorin.​

Ich zeige dir, wie du mit Hilfe von zielgerichtetem Money Management die Balance zwischen „hier und jetzt genießen“ und „für später sparen“ findest und bewusster konsumierst.

Mein Ziel ist es, dass du mit deinen Finanzen dein Abenteuer-Bauchkribbeln-Erdbeereis-Leben aufbaust, während du entspannt und ganz nebenbei deine Finanzen immer im Blick hast.

Für mehr Freiheit, Unabhängigkeit und Leichtigkeit!

Ein Reiches Leben eben.

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